Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Junge Brit*innen prangern katastrophale Wohnverhältnisse an

Foto: Screenshot/Twitter

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Mit dem eigenen Vermieter oder der Vermieterin kann es auch in Deutschland schon mal Ärger geben: Während einer neurotisch Putzregeln aufstellt, verbietet eine andere nächtlichen Besuch. Gespräche auf dem Gang mit ihnen sind oft unangenehm und viele verlangen schlicht viel zu viel Geld. Doch all das scheint plötzlich weniger dramatisch, wenn man liest, was britische Mieter*innen vor einigen Tagen massenhaft auf Twitter beklagten.

Über den Hashtag #VentYourRent, zu Deutsch: „Lass dich über dein Mietverhältnis aus“, schimpften sie über skrupellose Vermieter*innen. Zuvor hatte der britische Account „Generation Rent“ von der Community wissen wollen, wie sich die Mietkrise auf sie auswirke. Vor allem junge Menschen sind davon betroffen, da sie sich kein Eigenheim leisten können oder wollen.

Der Hashtag verbreitete sich schnell über den Thread hinaus, Hunderte wollten ihre Misere offenbar mit ihren Follower*innen teilen. Sie schreiben von hohen Mieten, heftigem Schimmelbefall, Ungeziefer, von kaputten Türen, Duschen und Wänden, von extremer Kälte und sogar einstürzenden Decken. Gegen all das unternähmen die Vermieter*innen nichts – und gäben stattdessen ihren Mieter*innen die Schuld an allem.

Der Vorwurf einiger Mieter*innen: Solche Zustände müssten vor allem Studierende aushalten. Denn sie würden von den Vermieter*innen oft nicht ernstgenommen.

Einige beklagen auch, dass sie psychisch unter Druck gesetzt würden. Manche Vermieter*innen kämen beispielsweise unangekündigt in die Wohnung und ließen ihnen keine Privatsphäre. Eine andere schreibt, ihr*e Vermieter*in habe sie gebeten, eine Räumung vorzutäuschen, um ihre Mitbewohner*in loszuwerden.

Viele berichten außerdem, dass sie ihre Wohnung tatsächlich räumen mussten, nachdem sie ihre Vermieter*innen gebeten hatten, etwas an der Situation zu verbessern. Andere wurden nach eigener Aussage aus anderen, fadenscheinigen Gründen verdrängt.

In Großbritannien können Vermietende ihre Mieter*innen tatsächlich leichter loswerden als in Deutschland. Die sogenannte „Section 21 Notice“ macht ihnen das ohne Eigenbedarfsankündigung möglich, sie müssen häufig lediglich zwei Monate vor dem gewünschten Auszug schriftlich Bescheidgeben.

Ob eine Flut aus Tweets die Machtverhältnisse ändern kann? Bisher sieht es nicht nach unmittelbarem Wandel aus. Unter dem Hashtag haben sich noch keine reumütigen Vermieter*innen gemeldet, um zu beteuern, dass sie von nun an alles anders machen wollten. Gelegentlich finden sich dagegen aber einige, die Verständnis für die Gegenseite einfordern. Immerhin sei es auch für Vermietende nicht immer leicht. 

lath

  • teilen
  • schließen