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Dieser hochgiftige See wird zum Insta-Hotspot

BIld: screenshot

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Stell dir vor, du entdeckst mitten im tiefsten Sibirien einen See, der so türkis wie das Meer auf den Malediven ist. Okay, es riecht dort vielleicht ein bisschen streng und ja, vielleicht stehen da auch Verbotsschilder mit Totenköpfen und gekreuzten Knochen rum. Aber hey – wenn das nicht der perfekte Ort für ein sexy Selfie ist, dann können wir auch gleich wieder einpacken und heimgehen. Aber wer wüsste dann, dass wir dort waren?

So oder so ähnlich scheinen offenbar viele Menschen zu denken, denn in den vergangenen Monaten wurde der See bei Nowosibirsk plötzlich zum Instagram-Hotspot. Blöderweise ist das Wasser in dem künstlichen See hochgiftig und niemand sollte darin schwimmen, wenn er nicht schwere Gesundheitsprobleme bekommen will. Der See wurde nämlich von den Betreibern eines Kohlekraftwerks ausgebaggert, die darin ihre Asche entsorgen. Daher sind in dem Wasser giftige chemische Stoffe, Salze und Metalloxide aufgelöst. Diese Stoffe, die für die spektakuläre Wasserfärbung verantwortlich sind, können schwere allergische Hautreaktionen hervorrufen. Zudem, so die Betreiber in einem Warnschreiben, das auf der russischen Social-Media-Seite VKontakte veröffentlicht wurde, sei der Boden so schlammig, dass es nahezu unmöglich sei, aus dem See wieder herauszukommen. Der Post endete mit einem Appell in Großbuchstaben:

„WIR BITTEN EUCH DESHALB WIRKLICH SEHR, DASS IHR AUF DER JAGD NACH DEM IDEALEN SELFIE NICHT IN UNSER ASCHEBECKEN FALLT!!!! DAS IST DAS GRÖSSTE RISIKO.“

Inzwischen gibt es einen eigenen Instagram-Account, auf dem Fotos von dem See mit dem poetischen Namen „Novosibirsk TEZ-5“ gesammelt werden. Darauf sieht man viele Menschen vor der tatsächlich sehr fotogenen Kulisse in den schönsten Posen. Einige haben sich tatsächlich  – trotz des ausdrücklichen Verbots – auch aufs Wasser gewagt. Glücklicherweise halten sich jedoch anscheinend die meisten Menschen an das Badeverbot.

Dass eine giftige Umwelt manche Menschen nicht davon abhält, nach dem besten Selfie zu suchen, zeigt auch die Tatsache, dass Tschernobyl zu einem neuen Instagrammer-Hotspot geworden ist. Der Ort gilt zwar für Menschen weiterhin als gefährlich, doch Tourguides, die Touristen in die Sperrzone führen, haben einen starken Anstieg der Touristenzahlen festgestellt.

chwae

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