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Youtuber ViscaBarca trendet mit Video über seine Schulden

Foto: Screenshot/Youtube

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Auf Youtube erzählen viele Menschen täglich ihre Lebens- und Leidensgeschichten. In Formaten wie „Storytime“ berichten sie sogar über psychische Erkrankungen, Drogenmissbrauch und privateste Schicksalsschläge. Doch von einem Gamer kommt sowas eher selten. Der 22-jährige Anton, der mit seinem Kanal „ViscaBarca“ über eine Million Follower hat und damit einer der Prominenteren und Relevanteren unter den deutschen Youtubern ist, stellte nun trotzdem ein solches Video online. Es ist mehr als eine Stunde lang und überschrieben mit: „Wieso mein Leben die Hölle ist.“

Darin erzählt er Zuschauern, wie Schulden, ein Video mit seiner Schwester und Drogen ihn fertig gemacht hätten. Der Clip führt inzwischen die deutschen Youtube-Trends an, auch auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken wird er tausendfach geteilt und diskutiert.

Das dürfte zum einen daran liegen, dass schon das Video mit seiner Schwester, über das er unter anderem spricht, sehr bekannt, vor allem aber berüchtigt ist. Anton hat es zwar schon längst offline genommen, doch andere Youtuber ließen das Thema nicht gehen, luden das Video auf anderen Plattformen hoch mit Titeln wie „Gone Sexual, gone Incest.“ Schließlich wirkt das Geschwisterverhältnis im Shopping-Video tatsächlich eher so gar nicht geschwisterlich, sondern mindestens ein bisschen merkwürdig.

Der Youtuber spricht offen darüber, was er verdient und ausgegeben hat

Was aber vielleicht noch viel wichtiger für den Erfolg dieses, man könnte sagen, „Videogeständnisses“ ist: Da spricht ein junger Youtuber offen darüber, was er in den Jahren seiner Karriere verdient hat – aber erzählt auch, was er für wen ausgegeben hat. Spoiler: Beides ist nicht gerade wenig.

Und da kommt wieder die Schwester mitsamt des Ehemannes ins Spiel. Seit Anton 2013 begann, mit Youtube seinen Lebensunterhalt (damals seien das knapp 2000 Euro im Monat gewesen) zu verdienen, pumpte das Paar ihn angeblich immer wieder an, die verlangten Summen wuchsen laut Anton mit seinem (bis auf mehrere zehntausend Euro monatlich) steigenden Einkommen.

Er, anfangs noch 17, vertraute der älteren Schwester und seinem Schwager, zahlte immer weiter, am Ende sogar Kaution und Miete für deren Villa in München – obwohl seine Konten wegen Steuerschulden schon längst immer wieder gepfändet worden waren. Er sei, so sagt er immer wieder kopfschüttelnd, einfach zu gutmütig und naiv gewesen, um seiner Schwester die Leihgaben zu verwehren.

Seine Geschichte macht, insofern sie wahr ist, auf ein Problem aufmerksam, das die Zeit des Influencertums wohl mit sich bringt: Junge Menschen wie Anton stehen mit 17 Jahren plötzlich vor einem Haufen Geld. Ohne darauf vorbereitet worden zu sein, wie man damit umgeht. Ohne zu wissen, was davon genau an den Staat gehen muss. Und vor allem: ohne dem eigenen Umfeld genug zu misstrauen.

Der junge Mann sitzt nun aber, gedrängt von seinem Freund und Youtube-Kollegen Marcel „Scorpion“, auf einem Stuhl und gibt all das vor laufender Kamera zu. Er beteuert, er wolle das nun ändern und sich auch wieder mehr auf Youtube konzentrieren. Ob ihm das gelingt, wird sich zeigen. Man würde es ihm ja wünschen. Auch, wenn Kurz-vor-Schluss-Sätze wie „Wenn die mich jetzt um Geld für Essen fragen, natürlich geb ich's ihnen“ da wenig Hoffnung machen.

lath

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