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„Diversity Checklist“ soll mehr Vielfalt in Filme bringen

Illustration: FDE

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Sind die Geschlechter in der Geschichte ausgeglichen repräsentiert? Sind People of Color dabei? Tauchen Figuren mit nicht-heterosexueller Orientierung auf? Wer in Zukunft bei der FFHSH Förderung beantragt, wird diese und viele weitere Fragen zum Thema Diversität beantworten müssen. Denn mit einer „Diversity Checklist“ will die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) gegen Klischees und Stereotype in der Filmbranche vorgehen. Mit ihrem Budget von circa 14,8 Millionen Euro finanziert die FFHDH jährlich rund 50 Kinofilme.

Der Fragebogen soll Filmemacher*innen in Sachen Vielfalt im Film sensibilisieren und dazu anregen, das eigene Werk kritisch zu reflektieren. „Wir wollen unsere vielfältige, multikulturelle Gesellschaft modern und in all ihren Facetten auf der Leinwand sehen“, sagt Helge Albers, der Geschäftsführer der FFHSH, in der Pressemitteilung zur neuen Richtlinie. Diversität solle vor und hinter der Kamera mehr im Fokus stehen.

Neben der FFHSH waren an der Ausarbeitung der Checklisten Diversity-Expert*innen und Vertreter*innen der Filmbranche beteiligt. Dabei wurden für Produktion, Entwicklung und Verleih verschiedene Fragebögen erstellt. Die Checklisten beschäftigen sich vor allem mit der Diversität der Themen und der Charaktere in den Filmen. Es sollen Geschichten erzählt werden, die in der Filmindustrie sonst untergehen. Personen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Hautfarben, Geschlechter und sexueller Identitäten sollen ausgeglichen repräsentiert sein. Außerdem sollen Antragsteller*innen bei der Besetzung der Rollen, des Verleih-Teams und des Teams hinter der Kamera auf Vielfalt achten.

Gemeinsam mit den Checklisten hat die FFHSH einen passenden Hashtag ins Leben gerufen. Unter #vielfaltfilmen sollen Vertreter*innen der Filmbranche in sozialen Netzwerken ihre Statements und Geschichten zum Thema Diversität im Film teilen. Anstatt mit dem Hashtag die Aktion zu bewerben, äußern viele Twitter-User*innen darunter allerdings Kritik zur neu eingeführten „Diversity Checklist“. Filmemacher*innen seien durch die Fragebögen in ihrer Freiheit als Künstler*innen eingeschränkt. Die Behörde versuche, mithilfe der finanziellen Förderung als Druckmittel, die Kunst des Films zu regulieren.

Die FFHSH war sich dieser möglichen Kritik offenbar schon vor der Veröffentlichung der Checklisten bewusst. Im Vorwort der Checklisten wird explizit darauf hingewiesen, dass diese nicht die Kunstfreiheit berührten. Claudia Hartmann, die Pressesprecherin des Unternehmens, betont das im Telefongespräch mit jetzt: „Das sind ja erstmal nur Fragen. Wir wollen damit verstehen, warum sich die Antragsteller*innen für genau diese Umsetzung entschieden haben.“ Wenn Filmemacher*innen vor den Gremien, die über die Förderung entscheiden, beispielsweise gut begründen können, warum die Rollen nur mit weißen Menschen besetzt sind oder warum ein Großteil des Teams männlich ist, sei das keine Einschränkung für den Förderantrag.

Außerdem sei die Liste noch lange nicht abgeschlossen. „Wir starten damit jetzt erstmal. Nach spätestens einem Jahr werden wir die Ergebnisse evaluieren“. Dann solle sich zeigen, inwiefern sich die Diversity Checklist auf die Entscheidung der zuständigen Gremien und womöglich negativ auf die Kunstfreiheit auswirke.

kafo

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