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Bis zu 3500 Euro brutto für den Tänzer und Schauspieler

Robert "Dream", 23
Foto: privat / Bearbeitung: jetzt

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Die Anfänge

Die Bühne war eigentlich schon immer mein Zuhause. Während der Grundschule habe ich angefangen Theater zu spielen. Tanzen kam erst später als Jugendlicher hinzu. Allerdings bin ich dann auch gleich voll eingestiegen. Mir war schon vor dem Schulabschluss klar, dass ich Künstler werden will, und ich habe auch hart daran gearbeitet: Neben dem Abi habe ich andauernd trainiert und an einer sehr guten Ballettschule in meiner Heimatstadt Deggendorf meine Ballettausbildung angefangen. Ich habe aber auch Erfahrungen in Urbandance in Tanzworkshops bei internationalen Dozenten gesammelt und selbst bereits Hip Hop Stunden gegeben. Währenddessen war ich eine kurze Zeit für diverse Auftritte beim Russischen Staatsballett, das immer noch eines der renommiertesten Balletts der Welt ist und regelmäßig durch Europa tourt. Dadurch wurde mir aber auch bewusst, dass ausschließlich reines Ballett nichts für mich ist. Ich wollte lieber meinen eigenen Stil weiterentwickeln und andere Musikrichtungen und Tanzformen kombinieren. Also habe ich genau das getan und angefangen mich selbst zu managen und mir meinen heutigen Berufstand aufzubauen.

Die Aufträge

Zunächst mal bin ich mein eigener Agent: Man findet zwar meinen Namen und Fotos von mir bei einigen Agenturen, doch hauptsächlich kümmere ich mich selbst um meine Jobs. Somit kann ich mich zwar immer sehr frei entscheiden, aber ich muss mich auch ständig nach neuen Jobmöglichkeiten umschauen und netzwerken.

Ich kann eigentlich nicht sagen, ob ich vor allem tanze, schauspielere oder unterrichte. Denn das kommt immer auf die derzeitige Auftragslage an. Gerade unterrichte ich viel: Ich gebe vor allem Hip Hop und Contemporary Dance Kurse an Tanzschulen in München und Umgebung. Es gibt aber auch Zeiten, wo ich vor allem für Shows als Tänzer gebucht werde. Zum Beispiel sind das oft Soloauftritte bei Firmenfeiern, für die ich immer eine eigene Performance entwickele. Dabei kann ich sehr gut meinen eigenen modernen, schauspielerischen und wellenartigen Tanzstil entfalten.

Ab und zu tanze ich auch mit anderen Tänzern gemeinsam für diverse Shows und Videos. Vergangenes Jahr war ich zum Beispiel bei einer deutschlandweiten Michael Jackson Tribute Tour mit seinem ehemaligen Choreographen als Backgroundtänzer dabei. Nebenher mache ich immer mal wieder Choreographien für andere Künstler oder spiele in kleinen Rollen in Filmen mit. Mein Arbeitsleben ist also sehr abwechslungsreich. Und ich mag das, auf die Weise kann ich mich richtig künstlerisch entfalten. Am liebsten sind mir die Jobs, wo ich alle meine Standbeine miteinander verbinden kann – also wenn ich zum Beispiel in einem Werbeclip sowohl tanzen als auch schauspielern kann.

Das Geld

Ich kann erst seit wenigen Jahren von der Kunst leben. Angefangen habe ich mit sehr kleinen Auftritten, die, wenn ich Glück hatte, die Fahrtkosten gedeckt haben. Das läuft jetzt zum Glück anders: Für eine Privatstunde kann ich 60 Euro verlangen, bei Performances kann ich an guten Tagen mit ca. 200 Euro bereits abzüglich aller Nebenkosten und Steuern rechnen. Das Gute daran ist, dass man meistens gleich für mehrere Tage oder Abende gebucht wird. Beim Film verdiene ich ähnlich, da leider bis jetzt nur Komparsenrollen drin waren. Wie viel ich dann im Monat verdiene kommt aber natürlich auch auf die Auftragslage an - bis zu 3500 Euro brutto können schon drin sein. Manchmal reise ich – so wie jetzt – von einem Termin zum anderen, in anderen Monaten sind es weniger Aufträge. Oder ich nehme mir frei, was mir als selbständiger Künstler stets möglich ist – dann bekomme ich allerdings gar nichts. Dass ich gerade von meiner Kunst leben, verdanke ich vor allem meiner Vielseitigkeit.

Die Konkurrenz

Am Konkurrenzkampf kommt man tatsächlich nicht vorbei. Denn um die Jobs zu bekommen, muss man eben besser tanzen, schauspielern oder vernetzt sein als die anderen. Das kann schon ziemlich anstrengend und schwierig werden. Es gibt einige in der Szene, die zu richtigen Feinden werden.

Aber auch viele meiner Freunde sind Tänzer oder Schauspieler. Wir unterstützen uns gegenseitig bei der Jobvermittlung und geben uns Tipps, aber gleichzeitig konkurrieren wir, wenn auch friedlich, untereinander. Das kommt ganz automatisch.

Immerhin verstehen die Menschen in der Kunstszene, was du leistest und wie groß die Leidenschaft dahinter ist. In Deggendorf war das früher nicht so. Als Junge, der Ballett getanzt hat, musste ich mir viele dumme Sprüche anhören und die Lästereien ertragen. Aber irgendwann lernt man, das wegzustecken.

Der Leistungsdruck

Besonders brutal habe ich den Leistungsdruck während meiner Zeit beim Ballett erlebt. Da konntest du dir keinen Fehler erlauben, sonst warst du raus. Wenn mir jetzt ein Fehler passiert, ärgert mich das zwar sehr, aber ich kann dann daran arbeiten und mich verbessern. Diese Freiheit zur Weiterentwicklung brauche ich auch. Ich liebe es, neue Stile auszuprobieren und mein Repertoire zu erweitern. Doch selbst auf die Weise hat man immer Druck. Ich kenne leider auch Leute, die mit bereits Mitte 20 deswegen einen Burnout hatten.

 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird?

Eigentlich gehe ich fast nie auf Partys. Denn wenn ich den ganzen Tag Musik um mich habe, dann möchte ich nicht auch noch abends in einem Club die Ohren vollgedröhnt bekommen. Schließlich muss ich auf meinen Körper achten und in stressigen Zeiten bekomme ich auch ohne nächtelanges Feiern nicht genügend Schlaf. Früher, als ich noch mehr weggegangen bin, wurde ich immer aufgefordert etwas vorzutanzen. Wenn es Freunde oder Schüler waren, habe ich das dann auch gerne gemacht, aber Fremden habe ich gesagt: „Schaut euch doch einfach ein Youtube-Video von mir an!“ Ich muss ja schließlich nicht zu deren Privattänzer werden.

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