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AOC findet, dass der Umgang mit Trumps „70 000 Dollar-Haaren“ eine Doppelmoral zeigt

Foto: Susan Walsh / AP, Ron Sachs / imago images

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Laut Recherchen der New York Times hat US-Präsident Donald Trump im vergangenen Jahr 750 Dollar Steuern gezahlt. Das ist erstaunlich wenig. Erstaunlich viel zahlte er hingegen für etwas anderes: seine Haare (!). Und zwar stolze 70 000 Dollar. Diesen Betrag gab Trump der New York Times zufolge für das Hairstyling für die TV-Sendung „The Apprentice“ aus. In Anbetracht des Ergebnisses dieser kostspieligen Investition (zu sehen auf Trumps Kopf) dürfte das die meisten, nun ja, verwundern bis belustigen.

„Sie sind bloß sauer, dass wir gut dabei aussehen“

Eher weniger lustig findet US-Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, dass Trump so viel Geld für sein orange-blondes Haar ausgegeben hat und Menschen darüber maximal lachen. Sie erinnert sich nämlich daran, wie es ihr selbst erging, als man öffentlich über ihre Styling-Ausgaben diskutierte. Im vergangenen Jahr hatte Alexandria Ocasio-Cortez, genannt AOC, bei einem Geburtstags-Friseurbesuch 250 Dollar für Schnitt und Strähnchen gezahlt – und erntete dafür heftige Kritik aus dem konservativen Lager. Die Washington Times „enthüllte“ AOCs Hairstyling-Ausgaben und titelte provokant: „Exklusiv: Selbsternannte Sozialistin AOC verprasst Geld bei hochpreisiger Frisur“. Der Tenor: Sich Sozialistin zu nennen und dann so viel Geld für die eigene Frisur auszugeben – das sei absolut verlogen. In typisch schlagfertiger AOC-Manier ließ die Politikerin das nicht auf sich sitzen. Auf Twitter konterte sie: „40 Millionen US-Amerikaner leben in Armut in der heutigen extremen Ungleichheit. Trotzdem wollen die Rechten, dass ihr den demokratischen Sozialismus für ihr eigenes Versagen verantwortlich macht“. Die Politik der Demokrat*innen hingegen setze sich – zum Beispiel durch die Forderung der Krankenversicherung für alle – für die Arbeiter*innen ein. AOC folgerte: „Sie sind bloß sauer, dass wir gut dabei aussehen“. 

Frauen müssen permanent Kritik für ihr Aussehen über sich ergehen lassen

Auf Twitter nahmen daraufhin andere Frauen die Kritik an AOCs Ausgaben zum Anlass, eine Debatte über die sogenannte „pink tax“ anzustoßen: Die Tatsache, dass Frauen für Styling-Produkte und Beauty-Dienstleistungen deutlich mehr zahlen als Männer. Auch ein Haarschnitt für Frauen kostet meist mehr als einer für Männer. Eine Nutzerin kritisierte, dass ein Mann nie wegen einer ähnlichen Nachricht in der Kritik stehen würde. Außerdem sei es ungerecht, dass Schönheitsnormen es Frauen gebieten würden, hunderte Dollar dafür auszugeben, vorzeigbar auszusehen und – sie dann dafür auch noch Hass kassieren.

Dass AOC damals für ihr 250-Dollar-Hairstyling von den Republikanern angegriffen wurde, ärgert sie noch heute. Auch, weil Kritik vonseiten der Republikaner an dem viel exzessiveren Hairstyling-Kosten Trumps bislang ausblieb. Laut der Politikerin offenbart das eine sexistische Doppelmoral: Frauen in der Öffentlichkeit müssen permanent Kommentare und Kritik für ihr Aussehen über sich ergehen lassen. Bei Männern wie Trump hingegen gebe es  in ähnlichen Situationen keine Konsequenzen: „Wo ist deren Kritik, wenn ihr Idol 70 000 Dollar für ein Hairstyling ausgibt? Oh, sie ist nirgendwo, weil sie rückgratlose, misogyne Heuchler sind? Verstanden“, schrieb AOC gestern auf Twitter.

Ein zentraler Unterschied der Hairstyling-Ausgaben der beiden ist übrigens auch: Trump hat die 70 000 Dollar von der Steuer abgesetzt.

fsk

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