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Kampagne „Statt Blumen“ fordert echte Gleichberechtigung
Unter #stattblumen fordern Frauen echte Gleichberechtigung

„Obwohl wir schon lange für Gleichberechtigung kämpfen, haben wir sie immer noch nicht erreicht. Corona zeigt uns: Wir bewegen uns sogar rückwärts“ – das sind deutliche Worte. Sie stammen aus der Kampagne #stattblumen, die am Montag startete. Vor allem Frauen hielten den Laden in der aktuellen Krise am Laufen, heißt es weiter. Als Dank gebe es gerne Blumen, auch zum Muttertag. Das sei aber nicht genug, im Gegenteil: „Von Blumen kann man nicht die Miete zahlen. Mit Blumen kann man keine Kinder betreuen und Blumen schützen nicht vor Gewalt. Wir wollen keine Blumen, wir wollen gleiche Rechte.“ Initiiert wurde die Kampagne von Sally Lisa Starken, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD-Frauen und Cordelia Röders-Arnold vom Start-up Einhorn. Der Appell umfasst sechs Punkte: faire und anerkennende Bezahlung, gerechte Aufteilung von Erwerbs und Care-Arbeit, gleichberechtigte Mitbestimmung in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, eine „Koppelung aller Hilfsmaßnahmen mit gleichstellungspolitischen Maßnahmen“, ein Recht auf Gewaltschutz und sexuelle Selbstbestimmung.
„Ich bin so geflasht und unglaublich sprachlos“, sagt Sally Lisa Starken Montagabend in einer Instagram-Story. „Gemeinsam können wir was verändern.“ Dienstagvormittag haben mehr als 4000 Menschen den offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel, Familienministerin Franziska Giffey, Finanzminister Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Arbeitsminister Hubertus Heil unterschrieben. Auf Twitter und Instagram teilen viele Frauen, was sie von der Regierung fordern:
Teil der Forderungen: „Dass Hass und Gewalt gegen Frauen ernst genommen werden“, schreibt Rahel Sarai Kellich aus dem Bundesvorstand der Grünen Jugend. Während der Corona-Krise und der Ausgangsbeschränkungen hat Gewalt gegen Frauen zugenommen. Und auch ohne die Pandemie ist das Thema wichtig: Erst vergangene Woche ging das Joko-und-Klaas-Video „Männerwelten“ durch das Internet und die Presse, in dem Moderatorin Sophie Passmann 15 Minuten lang über sexualisierte Gewalt gegen Frauen sprach und viele Menschen schockierte.
Ich fordere #stattBlumen, dass die Gewalt und Hass gegen Frauen ernst genommen wird.
— Rahel Sarai (@_RahelSara) May 18, 2020
Unverzichtbar dafür ist der Ausbau von Hilfsangeboten und Schutzräumen!@spellerberg_m , @McRich_n_hard, @ulle_schauws was fordert ihr? https://t.co/QWfvpEt8H1
Was ich übrigens #stattblumen auch gern hätte: Männern sagen können, dass ich kein Interesse habe, ohne Angst vor deren Reaktion, ohne dass ich die Antwort fünfmal umformuliere, weil ich Angst hab, dass das Gespräch umschlägt.
— Sophie Koch (@SophiekochJ) May 19, 2020
Den Frauen, die sich an der Kampagne beteiligen, fällt vieles ein, das sie lieber hätten als Blumen. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos, Hanna Reichhardt, fordert etwa die Abschaffung des Paragraphen 219a, der Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft verbietet.
#stattBlumen fordere Ich endlich Gleichberechtigung!
— Hanna Reichhardt (@McRich_n_hard) May 18, 2020
Das heißt auch, selbstbestimmt über den eigenen Körper zu entscheiden. Der Naziparagraph 219a gehört endlich abgeschafft. Zur sexuellen Selbstbestimmung gehört ein Leben ohne Bevormundung!✊🏽 pic.twitter.com/0Qjujy83lD
Viele fordern höhere Löhne für Menschen, die in der Pflege oder im Supermarkt arbeiten und oft sehr schlecht bezahlt werden. Die Krise hat deutlich gezeigt, dass unsere Gesellschaft sie dringend braucht. Das müsse auch honoriert werden, und zwar mit mehr als nur mit Blumen.
Ich fordere #stattBlumen höhere Löhne in allen gesellschaftsrelevanten Berufen, denn diese Krise zeigt uns, dass vor allem Frauen den Laden am laufen halten.
— sarah-lee (@saarahhnr) May 18, 2020
Was fordert ihr #stattblumen @MsTomata,@AminataBelli , @annarmpeters ? https://t.co/euanIrM4Os
Applaus für die Heldinnen der Corona-Krise reicht nicht. Frauen in systemrelevanten Berufe müssen endlich angemessen bezahlt werden!
— Lisa Badum (@badulrichmartha) May 18, 2020
Deshalb fordern wir echte Gleichberechtigung #stattBlumen.
Ich fordere Bezahlung nach #Verantwortung und einen Mindestlohn von 12 Euro. Und ihr?
Wir fordern #stattblumen
— Almut Rademacher 🏡 (@almucra) May 18, 2020
- gerechte Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit
- die Auflösung des Equal Pay Gap
- die gesellschaftliche Ächtung des Altherrenwitzes.
Was fordert ihr? @HannaDrabon@FrauScheuer@JuliaKuemper https://t.co/9iDqhTAwz1
Ich will keine Blumen. Ich möchte dafür bezahlt werden, wenn ich nach Feierabend noch Berichte für die Ärzt*innen schreibe.#stattblumen
— Karina ✨ (@femurminismus) May 18, 2020
Ich will faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen #stattblumen - denn Frauen* in Sorge- und Pflegeberufen halten dieses Land am Laufen. Sie verdienen politische Unterstützung und gute Arbeit!
— Sophie Frühwald (@SophieFruehwald) May 18, 2020
Was fordert Ihr, @johknd @Dingerang und @julianeSchlierk ? pic.twitter.com/6YYf3qnZiU
Felicia Ewert, Autorin des Buches „Trans, Frau, Sein“, fordert eine Gesellschaft ohne Sexismus.
Elena Pieper, Sprecherin des SPD-Parteivorstands, wünscht sich eine Welt, in der Care-Arbeit nicht vor allem von Frauen geleistet wird.
Männer, die ohne Diskussion selbstverständlich 50% der Care-Arbeit leisten. #stattblumen https://t.co/OaFhGezvSx
— Elena Pieper (@ms_pieper) May 18, 2020
Völlig paradox, das ist richtig!
— Charlotta Sieve (@CharlottaSieve) May 19, 2020
Dennoch die Frage, warum die Verantwortung für die Kinder alleine bei der Frau zu liegen scheint?#stattblumen #gleichstellung https://t.co/6nIPuU0hNG
Viele Frauen wie zum Beispiel Grünen-Politikerin Ekin Deligöz wünschen sich auch eine Abschaffung des Ehegattensplittings. Dass verheiratete Menschen vom Status der Ehe finanziell profitieren, empfinden viele als rückständig und unfair.
Steuerklasse 5 und Ehegattensplitting gehen zu Lasten von Fraueneinkommen. Sie tragen damit eine höhere Last! Ich fordere echte Gerechtigkeit im Steuerrecht #stattblumen für Frauen. Weg mit Steuerklasse 5 und Ehegattensplitting!
— Ekin Deligöz (@ekindeligoez) May 18, 2020
.#stattblumen: Das Ende der steuerrechtl Diskriminierung von Alleinerziehenden. Meine Mum war nie verheiratet, musste Teilzeit arbeiten. Keine Spielräume für Vermögensaufbau. Der Staat fördert nicht Mütter oder Eltern an sich, sondern vorwiegend die Ehe als Steuersparmodell.
— Franz 🇪🇺🎸✌ (@franzomator) May 18, 2020








Und die bayerische Grünen-Chefin Katharina Schulze will einfach nur ganz schlicht: die Hälfte der Macht.
Von Parität in Führungspositionen sind wir noch weit entfernt. Es ist Zeit die gläserne Decke zu sprengen! 💪💃💪
— Katharina Schulze (@KathaSchulze) May 18, 2020
Deshalb fordern wir echte Gleichberechtigung #stattBlumen.
Ich fordere die Hälfte der Macht. Und ihr? https://t.co/5n9wVW4qjl
Dass Frauen in der Corona-Krise stärker belastet sind als Männer, ist kein diffuses Gefühl, sondern wird durch verschiedene Statistiken belegt. Beispiel systemrelevante Berufe, die einen Arbeitsalltag im sicheren Home-Office unmöglich machen: Im systemrelevanten Gesundheits- und Sozialwesen arbeiteten in Deutschland 2018 dem Statistischen Bundesamt zufolge knapp 4,2 Millionen Frauen und 1,3 Millionen Männer. In den privaten Haushalten anderer Menschen arbeiteten 206 000 Frauen und 13 000 Männer. Auch im Einzelhandel und in Apotheken arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer. Und auch die Kinderbetreuung und das Home-Schooling bei geschlossenen Schulen und Kitas übernehmen Umfragen zufolge eher die Frauen als die Männer.
soas