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Wie lasse ich mich von Instagram nicht runterziehen?

Foto: Photocase Illustration: jetzt

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Soziale Netzwerke wie Instagram sind heute aus dem Leben junger Menschen nicht mehr wegzudenken. Im Jahr 2017 nutzten laut eigener Social-Media-Statistik 15 Millionen Deutsche Instagram mindestens einmal pro Monat. Mithilfe weniger Wischbewegungen können wir unseren besten Freund*innen beim Bungee-Jumping in Südafrika zuschauen, stählerne und schlanke Körper an weißen Sandstränden bestaunen und unsere*n Ex-Partner*in einen Traumjob antreten sehen. Dann schauen wir manchmal von unserem Handy auf – und uns wenig  begeistert in unserem eigenen Leben um.

Instagram kann uns manchmal ganz schön runterziehen und an uns selbst zweifeln lassen. In einer Studie aus dem Jahr 2018 haben die Forscher Scott Griffiths und Ashleigh Stefanovski untersucht, inwieweit sich etwa Thinspiration- und Fitspiration-Posts, die Dünn- und Fitsein idealisieren, auf Instagram-Nutzer*innen auswirken. Sie fanden heraus, dass das Ansehen dieser Inhalte eine negative Wahrnehmung des eigenen Körpers zur Folge hatte.

Instagram selbst versucht bereits, diesem Problem entgegen zu wirken. So werden zum Beispiel bestimmte Tags wie „#thinspiration” automatisch gelöscht. Die App arbeitet außerdem daran, durch Bilderkennung potentiell schädliche Inhalte zu löschen. Außerdem wird darüber diskutiert, ob die „Like”-Anzahl zukünftig nur noch für den*die Nutzer*in, der*die ein Bild postet sichtbar sein soll, jedoch nicht für die Community. So würde direktes Vergleichen verhindert.

Wie können wir uns sicher sein, dass wir etwas für uns tun und nicht für die Likes?

Aber wie schafft man es nun, sich von Instagram nicht runterziehen lassen? Und kann das soziale Netzwerk vielleicht auch positive Effekte auf uns haben? Adrian Meier forscht am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz über die Auswirkung von Instagram-Nutzung auf die psychische Gesundheit. Er und sein Team beschäftigen sich mit Neid und wie diese Emotion durch Instagram bei Nutzer*innen ausgelöst wird.

„Wir haben bei den Studienteilnehmer*innen zwei unterschiedliche Formen von Neid festgestellt, eine Art von Missgunst sowie einen positiven Neid”, erklärt Meier. „Dafür haben wir ihnen besonders idealisierte und ästhetisch optimierte Reise- und Natur-Posts gezeigt und die Teilnehmer*innen zu ihren Reaktionen auf die Bilder befragt.” Die Studienteilnehmer*innen stellten bei der Betrachtung dieser Posts überwiegend einen positiven Neid fest, der sie motivierte, etwas in ihrem Verhalten zu ändern, wie zum Beispiel auf Reisen zu gehen.

Dass Instagram uns theoretisch ermutigen kann, unsere Jogginghose nicht für Netflix und Chill, sondern für das Fitnessstudio anzuziehen, hört sich zunächst mal gut an. Jedoch ist der Grat zwischen Motivation und zwanghafter Optimierung manchmal sehr schmal. Adrian Meier erklärt, dass insbesondere junge Menschen und Teenager besonders beeinflussbar seien. Was passiert, wenn sich der Sport-Elan in eine Obsession mit dem eigenen Gewicht entwickelt? Wie können wir uns sicher sein, dass wir etwas für uns tun und nicht für die Likes?

Meier rät hier: „Natürlich ist es völlig in Ordnung, wenn wir finden, dass wir uns in manchen Bereichen noch verbessern können. Wenn unser Verhalten jedoch zwanghaft wird und wir manche Dinge nur noch aus extrinsischer Motivation heraus tun, weil wir meinen, wir könnten sonst nicht mehr mit unserem Umfeld mithalten, wird es gefährlich.” Instagram überhaupt nicht mehr zu nutzen – sei es aktiv oder passiv – ist für Meier übrigens keine Lösung: „Natürlich sollte man nicht den gesamten Tag mit der App verbringen, jedoch heißt passive Nutzung auch nicht automatisch, dass es einem danach schlechter geht.”  Damit das auch wirklich nicht passiert, haben wir vier Tipps gesammelt, wie du dich von Instagram nicht runterziehen lässt:

1. Frag dich: Will ich das wirklich?

​Auf Instagram scheinen viele Leben wie ein einziges Abenteuer: aufregende Reisen, verrückte Sportpraktiken, unvergessliche Partys. Das löst oft die Angst aus, etwas zu verpassen. In so einem Moment ist es wichtig, einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen: Will ich das, was die Person auf Instagram dort macht, gerade wirklich? Oder denke ich nur, dass ich es will? Ein wenig verwirrend, die Idee dahinter ist jedoch simpel: Frage dich, ob du gerade eigentlich wirklich reisen gehen möchtest oder ob du es nur willst, weil deine beste Freundin gerade ein Foto aus Asien gepostet hat. Vielleicht gefällt es dir zuhause eigentlich ganz gut? Vielleicht bist du sogar glücklich, genau so wie es gerade ist?

2. Entfolge Accounts, die dir kein gutes Gefühl geben

Adrian Meier rät Instagram-Nutzer*innen, sich stets selbst zu fragen, ob die Instagram-Accounts, denen man folgt, einen positiven Effekt auf das eigene Leben haben. Ist dem nicht so – entfolgen! Das kannst du selbst direkt ausprobieren: Scrolle durch deinen Instagram-Feed. Findest du jemanden, dessen Posts dir ein unangenehmes Selbstwertgefühl verleihen? Entfolgen! Gibt es Accounts, die unrealistische Aspirationen in dir wecken? Suche alternativ nach jemanden, mit dem du dich besser identifizieren kannst. Und einfach nur zum Spaß: Folge ein paar Accounts, die die perfekte Instagram-Welt auf die Schippe nehmen, wie etwa abouttherealstruggle, celestebarber und youdidnoteatthat.

3. Denk daran, dass Instagram nicht die ganze Realität abbildet

​Das Leben vieler Instagram-Nutzer*innen scheint häufig so perfekt, dass wir das Gefühl bekommen, unser eigenes Leben sei langweilig oder weniger erfüllend. Doch dürfen wir dabei nicht vergessen, dass Instagram eine Plattform ist, auf der Menschen eher dazu neigen, die schönen Seiten ihres Lebens als die traurigen Momente festzuhalten. Denke darüber nach, wie dein Leben aussehen würde, wenn du nur die absolut besten Momente festhalten würdest. Entspreche das der Realität?

4. Frage dich bewusst, ob du gerade nichts Besseres vorhast

​Es ist ganz normal, dass du wissen möchtest, was in dem Leben deiner Freunde passiert. Du solltest jedoch auch außerhalb der Instagram-Welt ein eigenes Leben führen, das dich erfüllt. Frage dich also das nächste Mal, wenn du die App öffnest, ob du die Zeit gerade wirklich mit dem Scrollen durch deinen Feed verbringen möchtest oder ob du dir vielleicht etwas Gutes tun kannst wie zum Beispiel einen spannenden Artikel zu lesen, für den du noch keine Zeit gefunden hast oder eine*n Freund*in anzurufen, von dem*der du länger nichts mehr gehört hast.

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