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„Die Studentin hat in dem Aufsatz dauernd ihre Mutter als Quelle angegeben“

Lustig genug, dass manchen Lehrkräften das Lachen wohl vergangen ist.
Foto: Adobe Stock; Bearbeitung: jetzt

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Ja, wir alle machen Fehler. Und gerade als komplett ahnungsloser Ersti an der Uni wahrscheinlich sogar ziemlich viele, auf die man später müde lächelnd und vielleicht auch ein bisschen beschämt zurückblickt. Eine gewisse Ahnungslosigkeit ist ja erwartbar – vor allem, wenn man vor dem Studium noch keine Ahnung von ECTS-Punkten, Uhrzeiten mit c.t., Bibliographien und Prüfungsanmeldungen hat. Manche Fehler gehören zum Lernprozess einfach dazu. Andere wiederum sind, nun ja, vermeidbar. 

In diese Kategorie an vermeidbaren, seltsamen und lustigen Fehlern gehören die Studi-Fails, die Professor*innen, Dozierende und andere Uni-Mitarbeiter*innen in einem Reddit-Thread teilten. Am vergangenen Sonntag rief User „redmambo_no6“ Uni-Lehrende dazu auf, ihre „Ich bin überrascht, dass Sie die Schule geschafft haben“-Story zu erzählen – also die Situationen, in denen Studierende sie wirklich fassungslos gemacht haben. Das Ergebnis: mehr als 3000 Kommentare. Da man sich auf Reddit anonym, also mit Usernamen, austauschen kann, ist natürlich nicht zu prüfen, ob das alles wirklich so passiert ist. Lustig und erstaunlich sind die Geschichten trotzdem. Und wenn man selbst studiert oder studiert hat,  fühlt man auch ein bisschen mit. 

Besonders häufig wurde von den User*innen das mutige Freestyle-Zitieren genannt. Klar, es gibt Regeln für Zitate und das Bibliographieren. Aber manchmal muss man halt ein bisschen „out of the box“ denken, mal was Neues ausprobieren – vielleicht dachten sich das ja die betreffenden Studierenden. Wahrscheinlicher aber ist: Es hat ihnen nie jemand besser beigebracht.

User „SalemScout“, der nach eigenen Angaben in einem Schreibzentrum gearbeitet hat, berichtete von einem solchen Fall: „Die Studentin hat in dem Aufsatz dauernd ihre Mutter als Quelle angegeben. Als ich sie darauf aufmerksam machte, meinte sie, ihre Mutter habe die Recherche gemacht und ihr einfach alles weitergeschickt. Und sie hat das dann so… in den Aufsatz gepackt.“ Die Studentin beteuerte, das zuvor schon häufiger so gehandhabt zu haben. Dieses fehlerhafte Zitier-Verhalten könne man jetzt der Studentin vorwerfen, aber auch ihren vergangenen Lehrenden, finden andere User*innen. Wikipedia mit einer validen Quelle zu verwechseln, das ist sicher vielen am Anfang mal passiert – aber die eigene Familie zitieren? Das ist schon sehr ungewöhnlich.

Wer kennt sie nicht, die „Gorilla“-Kämpfer*innen?

Nicht aber für User „crazyfoxdemon“, der eine deutlich elitärere Version der familieninternen Quellenangaben vorzuweisen hat: „Ich hab auch schon meinen Vater im Quellenverzeichnis angegeben. Zugegeben, er ist ein Experte in seinem Forschungsgebiet, ich hätte auch Zitate von ihm aus Interviews und Artikeln nehmen können, aber warum sollte ich, wenn ich ein Interview durch ein Telefongespräch haben kann.“ Das klingt allerdings nicht wirklich nach einem Fail, sondern nach einem krassen Privileg.

Bei manchen Geschichten hofft man auch ein bisschen, dass sie das Produkt eines ganz unglücklichen Zufalls waren. Zum Beispiel bei der, die User „ZoeAWashburne“ erzählt. Eine befreundete Dozentin in der Politikwissenschaft soll ein Essay über die „Gorilla“ in Südamerika vorgelegt bekommen haben. Gemeint ist natürlich die „Guerilla“. „Es war so schlecht geschrieben, dass sie nicht sicher war, ob es ein Schreibfehler war oder ob die Person wirklich dachte, es habe dort eine affenartige Revolution gegeben.“ Autsch.

Beim Schreiben von Hausarbeiten, Aufsätzen und Essays scheinen recht häufig erstaunliche Fehler zu passieren. Ein anderer User berichtet zum Beispiel von zahlreichen Emojis in einem Aufsatz. Oft gibt es auch wenig Einigkeit zwischen Dozierenden und Studierenden darüber, was eine gute und was eine schlechte Arbeit ausmacht.

„Ein Student hat mal ein einseitiges Essay mit komplettem Nonsense-Inhalt abgegeben. Heilloser Stream-of-Consciousness einer Wüstenmaus auf LSD“, schreibt User „Necessaey-Meringue-1“, der diese Lektüre offenbar immer noch nicht überwunden hat. Mit der schlechten Note, die der Student bekommen haben soll, sei dieser allerdings gar nicht einverstanden gewesen. „Dieser Muffin war so dreist, dass er von mir forderte, ihm eine bessere Note zu geben. Er hat mir vorgeworfen, dass ich sein Schreiben einfach nicht verstehen würde, weil es nicht meine Muttersprache sei. Ich hätte ihn fast rausgeschmissen.“ Viele User*innen amüsierten sich über diese Geschichte, aber auch über die Wortwahl: „Ich hab noch nie zuvor gehört, dass jemand das Wort ,Muffin‘ abwertend verwendet hat.“

Diese falsche Selbstüberzeugung kommt allerdings häufiger vor. User „KingofSheeepX“, nach eigenen Angaben Professor, erzählt von einem Studierenden, der schon als Software-Entwickler arbeitete – aber einfach nicht gut programmieren konnte: „Er konnte nicht akzeptieren, dass andere Studierende, die noch keine Jobs hatten, besser waren als er.“ Er habe sich permanent ungerecht behandelt gefühlt und sogar Morddrohungen an die Professor*innen verschickt, nachdem er einmal durchgefallen war. 

Etwas fröhlicher ist aber eine Geschichte, die weniger mit der Uni, als mit dem Berufsleben – oder zumindest der Vorbereitung darauf, zu tun hat. User „steeple_fun“ berichtet von einem Seminar, in dem die Studierenden auf Bewerbungsgespräche vorbereit wurden. Es ging natürlich auch um die allseits gefürchtete Frage: Was sind deine Schwächen? „Ich hab den Studierenden immer gesagt, die einzig falsche Antwort sei: ,Ich habe keine Schwächen’“, schrieb „steeple_fun“. Tja, ein Student stellte dann aber unter Beweis, dass es auch andere falsche Antworten gibt. „Als wir die Bewerbungsgespräche probten und ich ihn nach seinen Schwächen fragte, sagte er einfach: ,Ich stehle manchmal’.“

Schlimmer geht nicht? Aber ja doch, ein anderer User ist sich nämlich sicher, dass diese Antwort noch schlechter ankommt als ein Diebstahlsgeständnis: „Niemand, wirklich niemand glaubt dir, wenn du behauptest, deine Schwäche sei es, ,zu hart zu arbeiten‘.“

fsk

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