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Dieser TikTok-Trend zeigt, wie krass die Pubertät Menschen verändert

Pickel, Stimmungsschwankungen - aber das ist längst nicht alles, was bei der Pubertät passiert.
Foto: imago/Westend61

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Wenn man die Pubertät mit einem einzigen Gefühl beschreiben müsste, es wäre: Scham. Denn in dieser Zeit schämt man sich für alles mögliche: Verhaltensweisen der Eltern, die man früher noch lustig fand, sind jetzt etwa super peinlich. Vor allem schämen sich viele aber für die eigene Existenz. Picklige Haut, sprießende oder nicht sprießende Körperbehaarung, eine Schweißproduktion auf Hochtouren – emotional und körperlich ist plötzlich alles zu viel. Wenn die Hypophyse, eine Drüse an der Hirnbasis, im Alter von 9 bis 11 den Startschuss gibt, dann kicken die Sexualhormone so richtig. Und was das bewirken kann, zeigt ein neuer Tiktok-Trend: die „Puberty hits different“-Challenge.

In den Tiktoks zeigen die Nutzer*innen jeweils ein altes Foto aus ihrer Pubertät und ein neues aus dem jungen Erwachsenenalter. Obwohl meist nur wenige Jahren zwischen den beiden Bildern liegen, könnten die Unterschiede kaum größer sein: 

Die Nutzer*innen zeigen ihre Verwandlung mit der Selbstironie, die man damals, als man die Zahnspange noch unter einem verkrampften Lächeln versteckt hat, gebraucht hätte. In der Challenge, die die Nutzerin „lil.elly.mayyy“ gestartet hat, wird aus dem unbeholfenen Zahnspangen-Grinsen eine coole Sixpack-Pose und aus einer fettigen Surferfrisur ein (wieder) trendiger 90er-Boyband-Look. Das, was in diesen Verwandlungs-Videos mit Vorher-Nachher-Bildern passiert, nennt man auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok, Instagram und Youtube auch „Glow up“: eine äußerliche Transformation, bei der die Personen am Ende besser, frischer und vor allem selbstbewusster aussehen. Einfach glowing, also blendend: 

Bei einigen der Puberty-Tiktoks sind es aber nicht die körperlichen Veränderungen, die den Unterschied ausmachen – sondern eher die Trends der jeweiligen Teenie-Zeit, die aus heutiger Sicht, nun ja, unvorteilhaft erscheinen. Die super dünn gezupften Augenbrauen, eine konsequente Überdosis an schwarzem Kajal oder der seitliche Emo-Pony. Vielen steht das Unwohlsein auf den Vorher-Fotos ins Gesicht geschrieben. Als wäre da jemand einem Trend gefolgt, den er*sie eigentlich gar nicht fühlt. Die Nachher-Bilder dagegen zeigen, dass es vor allem darum geht, dass man sich wohlfühlt – und nicht darum, welche Trends oder Schönheitsideale man verfolgt.

Für manche der Nutzer*innen hat die Challenge eine ganz besondere Bedeutung. „Ich denke, queere Menschen gewinnen diesen Trend“, kommentiert der Tiktok-Nutzer Luka seinen Puberty-Beitrag. Die beiden Fotos zeigen ihn vor und nach seiner Transition:

Ein anderer Nutzer scheint erst nach der Pubertät zu seiner eigentlichen Sexualität gefunden zu haben: Auf dem Bild aus der Teenie-Zeit knutscht er noch mit einer jungen Frau, auf dem aktuelleren mit einem jungen Mann.

Unter dem Hashtag „Puberty“ sind auch Videos zu finden, die eine besonders hinterhältige Seite der Pubertät zeigen: Was die Pubertäts-Sexualhormone bewirken, kann im ersten Moment auch begrüßenswert sein. Auf den Wachstumsschub haben sich einige vielleicht sogar gefreut. Aber es wäre nicht die Pubertät, wenn sie uns das geben würde, was wir wollen. Nein, sie gibt gefühlt entweder zu wenig davon – oder viel zu viel. Das betrifft sowohl die Körpergröße ...

… als auch die Körbchengröße:

Letztlich zeigen die Puberty-Tiktoks aber vor allem: In den dunkelsten Stunden des Erwachsenwerdens gibt es wenigstens immer die Hoffnung auf ein post-pubertäres Glow-Up.

fsk

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