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Mommy-Kolumne 28: Learnings nach vier Jahren als Mutter
In dieser Kolumne geht es um Schwangerschaft und Eltern-Sein, um die Hürden, das Glück, die Mythen rund ums Thema Baby. Unsere Autorin ist Mutter einer dreijährigen und einer einjährigen Tochter. Die finale Folge 28: Drei Dinge, die man nach ein paar Jahren mit Kindern erst wirklich versteht.
In ein paar Tagen wird meine Tochter vier Jahre alt. Zu diesem wunderbaren Anlass hat sie Freundinnen aus dem Kindergarten und der Nachbarschaft zu einer Elsa-Einhorn-Party mit Glitzermuffins und Schatzsuche eingeladen. Aber es ist nicht nur ihr Tag. Es ist auch unser Jubiläum: Vier Jahre Elternschaft. Vier Jahre, in denen mein Mann und ich nicht mehr nur Paar, sondern auch Eltern sind. Vier Jahre, die uns so glücklich gemacht, so sehr herausgefordert haben – mehr als jede andere Lebensphase davor.
Rückblickend fühlt sich das alles gleichzeitig viel länger und viel kürzer an. Die Zeit ist gerast, aber das Davor – unser Leben ohne Kinder – wirkt fast schon wie ein völlig anderer Film. Vergleichbar damit, wie man auf seine eigene Jugend schaut: Ich erinnere mich schon auch gerne an Erlebnisse aus dieser Zeit zurück, bin allerdings auch oft verwundert über das, was mich damals beschäftigt hat, was mir wichtig war. In den letzten vier Jahren haben wir wenig geschlafen, viel gelernt, gestritten, gelacht. Und nicht nur die Kinder, auch wir sind gewachsen – als Familie, als Paar, als Einzelpersonen.
Meine Mutterschaft hat mich nicht nur gelehrt, geduldiger zu sein und die kleinen Dinge des Lebens bewusster wahrzunehmen. Sie hat mich auch immer wieder an meine Grenzen gebracht. Zum Abschluss dieser Kolumne deshalb drei Dinge, die ich in dieser Zeit gelernt habe.
1. Kinder ändern alles
Kinder stellen alles auf den Kopf und wieder neu zusammen. Schlaf, Freizeit, Selbstbestimmung: Was vorher selbstverständlich war, wird plötzlich zum Luxus. Wer Kinder hat, fragt sich zwangsläufig irgendwann: Wer bin ich jetzt? Was ist mir wichtig? Was lasse ich los? Denn so sehr man sich vornimmt, „alles wie bisher“ weiterzuführen: Vieles, an dem man unbedingt festhalten wollte – Sportroutinen, Freundschaften, Hobbys – wird man zumindest für einige Zeit aus den Augen verlieren. Dabei fühlt sich das aber weniger fremdbestimmt an, als ich erwartet hatte. Einige Sachen, feiern zu gehen oder auch meinen Teamsport, habe ich vielmehr freiwillig reduziert, weil ich sie nicht mehr als so wichtig empfunden habe. Die Prioritäten verschieben sich schlicht.
Andere Dinge sind mir schwerer gefallen, beispielsweise arbeite ich gerne handwerklich in meiner Freizeit. Aber Stricken, Häkeln, Nähen oder mit einer Holzsäge hantieren ist mit Kleinkindern nur sehr eingeschränkt möglich. Im Nachhinein verändert sich das Leben durch Kinder allerdings oft auch mit Gewinn: Man lernt, Prioritäten zu setzen. Die wenige Freizeit, die man hat, bewusster einzusetzen. Ich bastle inzwischen viel mit den Kindern zusammen, was mir noch mehr Spaß macht, als früher allein. Und ich liebe die vielen Ausflüge zu Spielplätzen, Seen, Wäldern oder Erlebnisbauernhöfen – ohne die Kinder würde ich viel seltener richtig rauskommen.
2. Ohne Grenzen geht es nicht
Gerade am Anfang der Elternschaft stellt man sich oft hinten an. Weil das Baby zahnt, nicht schläft, krank ist. Es gab Tage, an denen ich mir unsicher war, wie lange die letzte Dusche her war oder ob ich heute schon Wasser getrunken habe. Das ist okay – für eine Weile. Aber nicht dauerhaft. Es gab Phasen, da waren mein Mann und ich so sehr am Limit, dass wir nicht mal mehr genug Energie hatten, um zu streiten. Wir funktionierten einfach, im Überlebensmodus. Wir mussten lernen (und müssen es immer noch), dass Selbstfürsorge keine Kür ist, sondern eine Bedingung. Ich darf Nein sagen. Ich darf müde sein. Ich darf Hilfe brauchen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung – sich selbst gegenüber und damit auch den Kindern. Denn ich kann nur eine gute Mutter sein, wenn ich mich auch gut um mich selbst kümmere.
Daran erinnern mein Mann und ich uns bisweilen gegenseitig, wann immer wir merken, dass wir auf dem Zahnfleisch gehen. Dann lässt mein Mann die dreckige Wäsche einfach mal liegen und geht trotzdem eine Runde Laufen. Und ich gehe am Abend mit Freundinnen aus, obwohl ich weiß, dass ich den Kindern beim Einschlafen fehlen werde. Dafür sind wir am nächsten Tag viel ausgeglichener, geduldiger mit ihnen. Die Kinder kommen für uns zwar immer an erster Stelle – aber unsere eigenen Bedürfnisse müssen wir auch sehr ernst nehmen.
3. Communication is key
Reden, ehrlich sein, zuhören – das ist die Basis für alles. Ob mit dem Partner, dem Kind, Freund:innen, der Familie oder sich selbst. Bedürfnisse müssen ausgesprochen werden. Konflikte ausgetragen. Fragen gestellt werden. Und zwar nicht zwischen Tür und Angel, sondern ehrlich, klar, manchmal unbequem. Es kann verdammt schwer sein, die Perspektive des anderen zu verstehen, wenn man sich durch sein Verhalten verletzt oder im Stich gelassen fühlt. Und manchmal geben wir uns auch gar nicht die Zeit, es zu versuchen. Gerade als Eltern ist man oft gestresst, ungeduldig, on the edge.
Manchmal ärgert es einen, wenn Freundinnen wenig Verständnis für eine spontane Absage haben und beleidigt wirken. Der Partner, statt mit den Kindern zu helfen, die Garage aufräumen geht. Die Schwiegereltern einem (sicher gut gemeinte) Erziehungstipps geben. Das alles kann zu großem Groll führen, und der wird immer schlimmer, wenn er nicht auf den Tisch kommt. Wer nicht über seine Gefühle redet, riskiert Missverständnisse, die Freundschaften beenden und tiefe Risse in Beziehungen hinterlassen können. Deshalb ist offene und regelmäßige Kommunikation das Fundament unseres Familienalltags. Ohne sie staut sich Frust an, entstehen Missverständnisse, wächst die Distanz. Doch findet sie statt, wächst Nähe, Verständnis, Vertrauen. Wir sprechen mittlerweile alles möglichst direkt an, selbst, wenn wir schon selbst wissen: Es ist irgendwie nicht fair. Aber ich empfinde das gerade so.
Kinder zu haben ist anstrengend, es ist eine Herausforderung. Aber, so platt es auch klingen mag: Kinder zu haben ist für mich persönlich das Schönste auf der Welt. Ich glaube allerdings nicht, dass Kinder dem Leben einen Sinn geben. Das finde ich zu groß, zu einseitig gedacht. Ein kinderloses Leben kann genauso erfüllt, tief, sinnvoll sein. Ich bin sicher, ich wäre auch glücklich, wenn ich nie Mutter geworden wäre – nur eben auf andere Weise. Aber ich habe das große Privileg, Mutter sein zu dürfen. Und ich würde es für nichts auf der Welt eintauschen. Ich liebe es, meine Kinder aufwachsen zu sehen, sie zu begleiten, sie zu stärken. Sie geben meinem Leben keinen Sinn – das wäre auch eine ziemlich große Verantwortung, die sie sich nicht aussuchen konnten. Aber sie sind mir die größte Freude und geben mir ein Gefühl von Zuversicht für die Zukunft.
Und das ist, gerade in dieser Welt, verdammt viel.